Willkommen in Pfaffstätten
Pfaffstätten liegt in einem der ältesten und bekanntesten Weinbaugebiete Österreichs, wir befinden uns in der Thermenregion und den südöstlichen Ausläufern des Biosphärenpark Wienerwaldes, ca. 25 km von Wien entfernt.
Die Klesheimwarte bietet einen herrlichen Rundblick über das Wiener Becken bis zu den Karpaten, das Leithagebirge, den über 2000 Meter hohen Schneeberg sowie die Ödenburger Pforte und das Rosaliengebirge. Der seit alters bekannte Weinort Pfaffstätten liegt nahe der Kurstadt Baden. Seine Heurigen laden das ganze Jahr zu gemütlichem Beisammensein bei einem guten Glas Wein. Im August findet der Großheurige statt, das größte Weinfest Österreichs, und Anfang September lockt die längste Schank der Welt auf der Genussmeile.
Das "wanderbare Pfaffstätten, wo der Wein zu Hause ist" gilt auch als ein beliebtes Naherholungsgebiet. Auf seinen vielen Wanderwegen und dem Thermenradweg Eurovelo9 finden Erholungssuchende Entspannung und sportliche Herausforderungen.
Der Ortsname Pfaffstätten
Der Name Pfaffstätten leitet sich von Besitz, auch Wohnstätten von Geistlichen (Pfaffen) ab. Die Klöster Admont und Klosterneuburg hatten um 1120/35 Untertanen in Pfaffstätten, weiters Melk und Stift Heiligenkreuz, Stift Lilienfeld und Stift Schotten in Wien und die Augustiner-Eremiten in Baden. Die Kartausen Mauerbach und Gamming besaßen bis zu ihrer Auflösung Bergrechte in Pfaffstätten. Gegenwärtig besitzen nur mehr Stift Heiligenkreuz, Lilienfeld und Melk Weingärten in Pfaffstätten.
Einige Beispiele zur Schreibweise der Ortsnamens im Laufe der Zeiten:
1120/30 Pfafenstetin 1384 Pfachsteten
1161/71 Pfaffstetten 1427 Phafsteten
1200 de Phafstetin 1450 Pfafsteten
(Quelle: Chronik Pfaffstätten / Johann Hösl, liegt am Gemeindeamt auf)
Topothek: http://pfaffstaetten.topothek.at/
Das Gemeindewappen
Die N.Ö. Landesregierung hat mit Beschluss vom 07. Juli 1953 und per Kundmachung vom 27. Juli 1953 verlautbart, die Ortgemeinde Pfaffstätten zum Range einer Marktgemeinde zu erheben und die Berechtigung zur Führung folgendes Wappens verliehen, welches zurückzuführen ist auf ein altes Gemeindesiegel aus dem Jahre 1602: "Ein gespaltener Schild, der rechts blaue, links goldene Farbe zeigt. Darin ein Mönch mit Heiligenschein und Brustkreuz (St. Bernhard) in Naturfarben, bekleidet mit Schulterkragen in naturleinenfärbiger Kukulle".
Ortsspitzname „Die Murkentrümmer“
In unserer Gegend ist es Brauch, dass jede Ortschaft neben ihrem eigentlichen Namen noch einen zusätzlichen humorsatirischen hat, welcher meist auf eine Begebenheit oder Eigenart ihrer Bewohner anspielt. So sagt man zu den Pfaffstättnern "Murkentrümmer", neckt die Gumpoldskirchner "Bohnenhirschen", ruft die Traiskirchner "Himmelflicker", bezeichnet die Badener als "Schwefelkinder", die Sooßer mit "Ameisenbären", spricht von den Guntramsdorfern als "Krotnpracker", den Josefsthalern als "Tätschendorfer", (wozu eine Erweiterung besteht, in der es heißt, wir gehen nach "Tätschendorf am Blutzabirn-Kirta" und hierbei nicht die Früchte gemeint sind, sondern vielmehr deren handgreifliche Versymbolisierung).
Im vorliegenden Fall sei versucht, die Legende der Entstehung des Pfaffstättner Spitznamens "Murkentrümmer" niederzuschreiben. Dem sei noch vorausgeschickt, dass die Bezeichnung "Murken" für Karotten oder Möhren gebraucht wird:
In jener Zeit also verlief sich ein Dieb nach Pfaffstätten, dem das Glück abhold war, denn alsbald befand er sich in den Händen des Ortspolizisten. Nun dürfte es seinerzeit nicht viele Diebe gegeben haben, da der Gemeindekotter (sprich: Arrest) vernachlässigt, selbst eines Schlosses ermangelte. Dieser Umstand beunruhigte das Auge des Gesetzes erst, als es den Dieb festsetzen wollte. Üblicherweise verschloss man die Tür mit einer eisernen Stange, welche zur Sicherung einen Vorstecker gleichen Materials besaß, und - oh weh - eben jener fehlte. Der Dieb befand sich also im Loche, die Stange wurde vorgelegt und der fehlende Vorstecker verursachte dem Ortshüter nicht wenig Kopfzerbrechen. Da fiel sein Blick auf ein Häufchen Murken, und in der Annahme, dass vom Kotterinneren nicht zu kontrollieren sei, welchen Materials der Vorstecker sei, verwendete der wackere Gesetzeshüter eine Murke für diese Zwecke. Daraufhin enteilte er, um seinem Ortsoberhaupt pflichtschuldigst Meldung zu erstatten.
Nun lag der Örtlichkeit nach der Kotter neben dem Stall des Gemeindetieres, für dessen Fütterung eben diese Karotten bereitgelegt waren und der just zu diesem Zeitpunkt von der Weide kam, als das Auge des Gesetzes von dannen eilte. Der Stier fraß zuerst mit Wohlbehagen das Häuflein auf der Erde und - auf den Geschmack gekommen - auch die als Vorstecker verwendete Murke, woraufhin der Dieb, auf solch einfache Art befreit, aus dem Kotter entfleuchte.
Seit dieser Begebenheit ziert die Pfaffstättner der Spitzname "Murkerl" oder "Murkentrümmer", weiland die "Murke" als spaßhaftes Ortssymbol geltend, bei allfälligen Weinlesefesten, als Laternenkerze des Nachtwächters - oder Hellebardenspitze, reichliche wie allseits belustigende Verwendung findet.
(Quelle: Chronik Pfaffstätten, Altbgm. Johann Hösl – erhältlich am Gemeindeamt)
Die Geschichte konnte bis jetzt nicht zeitlich eingegrenzt werden. Sie setzt voraus, dass der Kotter noch ebenerdig war. Der letzte in Betrieb befindliche Gemeindekotter hingegen war im Halbstock des Rathauses untergebracht – vielleicht sogar eine Vorsichtsmaßnahme aufgrund des geschilderten historischen Vorfalls.
Bild 1: Im Gedenken an diese Geschichte findet in Pfaffstätten immer wieder der Murkerldreikampf statt, wo vor allem die Szene mit dem Stier zum Gaudium der Zuschauer realistisch nachgestellt wird.
Bild 2: Die kraftraubende Disziplin des Murkerlkrügelstemmens
Bild 3: Murkerldreikampfteam
(c) Peter Artner
Die Geschichte von "Orgler und Spritzer"
Um 1810 herum entbrannte in der Gemeinde Pfaffstätten ein bitterer Streit, was denn eher anzuschaffen sei: eine neue Spritze für die Feuerwehr, oder eine Kirchenorgel zum Lobe Gottes. Die Meinungen waren auch geographisch geteilt. Der obere Ortsteil (oberhalb der Badenerstraße) war für die Spritze, der untere für die Orgel. Auch Spottnamen wurden gefunden, denn bis heute heißen die Oberörtler „Spritzer“ und die Unterörtler „Orgler“. Die Orgler setzten sich durch, aber kaum war die Orgel installiert, brach auch schon ein Brand aus und die Spritzer spotteten: „Na, jetzt orgelts!“
Einige Zeit später vermerkt Ortsrichter Matthias Schlaf (1803-19) in der Ortschronik: „Sind die Feuerrequisiten von der Gemeinde neu angeschafft worden … und somit war sowohl für das höllische Feuer, wie auch für das irdische Vorsorge getroffen worden.“
1931-32 wurde unter Pfarrer Hadmar Bodowan die Kirche renoviert. Sie erhielt einen neuen Dachstuhl mit Ziegeldeckung, elektrisches Licht wurde installiert und die Orgel wieder instand gesetzt. 1917 mussten nämlich zwei Kirchenglocken und etliche Orgelpfeifen für Kriegszwecke abgeliefert werden. Während die Glocken bereits 1921 wieder ersetzt werden konnten, dauerte es bei der Orgel ein Jahrzehnt länger.
Bild 1: Dampfspritze (19. Jhdt.), Foto vom 9. Juni 1935 (Heimatmuseum)
Bild 2: Die Orgel heute (H. Fuhrmann)
Quellen:
Hösl: Chronik Pfaffstätten (1998), Pfarrchronik, Heimatmuseum, mündliche Überlieferung
Die Stadelmannwiese
1911
1918
1930
1941
1960
2019
Die Fotoserie zeigt, wie sich die Nutzung der sogenannten Stadelmannwiese in der Einöde (von Pfaffstätten kommend, nach der Ortseinfahrt links) im Laufe eines Jahrhunderts gewandelt hat.
1911: Zumindest im unteren Teil des Grundstückes sind keine Bäume, es scheint auch keinen Acker gegeben zu haben. Die Straße (L4010) gleicht eher einem heutigen, nicht asphaltierten Güterweg. Es gibt auch entlang der Straße keine Bäume. Der Steinbruch Bildmitte ist gut erkennbar. Vor mehr als einem Jahrhundert betrieb J. Stadelmann noch eine Meierei in der Einöde und nutzte damals das Grundstück vermutlich als Kuhweide.
1918: Es wurden Bäume auf dem Grundstück und auch entlang der Straße gesetzt. Im Hingergrund rechts sieht man, wie weit hinauf Weingärten kultiviert wurden. Es sind auch einige Gebäude errichtet worden. Die Wiese ist ein Nordhang und daher für den Weinbau kaum geeignet.
1930: Die kurz vor 1918 gepflanzten Bäume sind deutlich gewachsen, weitere Gebäude sind dazu gekommen, der Steinbruch ist teilweise verbuscht. Im unteren Teil des Grundstückes wird offensichtlich Ackerbau betrieben. Links hinten ist der Steinbruch beim ehemaligen Gasthaus Schuster deutlich zu sehen.
1941: Die Alleebäume sind groß geworden, auf des Stadelmannwiese selbst wurden der Baumbewuchs zumindest zum Teil reduziert. Vielleicht waren es Obstbäume, denen das etwas rauere Klima in der Einöde, noch dazu auf einem Nordhang, nicht so gut bekommen ist.
1960: Auch Pfaffstätten wurde vom Toni-Sailer-Skiboom erfasst. Ende der 1950er Jahre bis in die 1970er Jahre war die Stadelmannwiese eine beliebte Skipiste mit Sportlern aus der ganzen Umgebung. An schönen Wochenenden waren an die 2000 Skifahrerinnen und Skifahrer hier unterwegs. Auch der Autor dieser Zeilen hat hier seinen ersten Stemmbogen hingelegt. Aus heutiger Sicht kaum zu glauben: selbst im Sommer wurden mitunter Grasskirennen durchgeführt.
2019: In den letzten zwei, drei Jahrzehnten gab es kaum mehr ein Jahr mit genügend Schnee auf der Wiese. Und noch dazu ist eine Skipiste ohne Lift heute undenkbar. Das Grundstück wurde vom Besitzer eingezäunt wird heute als Pferderanch genutzt an der der Wanderer an friedlich grasenden Pferden vorbei ins Fledermausparadies spazieren kann.
Fotos: 1911, 1918 und 1941 Heimatmuseum, 1930 topothek (E. Brenner) Karl Libansky, 1960 topothek (E. Brenner) Eduard Wiesinger, 2019 H. Fuhrmann
Beitrag: H. Fuhrmann