Die Einöd- und Elfenhöhle liegen in ca. 370 Meter Seehöhe am Südhang des Pfaffstättner Kogels. Dabei handelt es sich um im Mittelalter der Erdgeschichte (obere Trias) entstandene Brandungshöhlen. Sie wurden am 22. April 1925 erschlossen und eröffnet. Sie liegen in der Katastralgemeinde Pfaffstätten auf Grundparzelle 2165/24 E.Z.520 und wurden mit Bescheid vom 14. Juni 1949 ZI. 4292/49 zum Naturdenkmal erklärt.
Einödhöhle (Fledermaushöhle) Kat. Nr. 1914/16
- Rundgang ca. 90m
- mehrere Tagöffnungen
- Höhle als Zuflucht in den Türken- und Franzosenkriegen (H98 u.a.)
- 1920 und 1922 Berichte von Diebstgutfunden (M25)
- 22. April 1925 Eröffnung als Schauhöhle
Einödhöhle und Elfenhöhle wurden auf Grund des Landeshöhlengesetzes (3. Juli 1924) von der N.Ö. Landesregierung für den Fremdenverkehr erschlossen. Unter Mitwirkung des Pionierbataillion Klosterneuburg, welches die notwendigen Sprengungen vornahm, wurden die Höhlen für die Öffentlichkeit ausgebaut. Die Gemeinde Pfaffstätten übernahm die Wegeerrichtung und stellte das notwendige Holz kostenlos bereit. Hierbei waren aus Pfaffstätten vor allem Gemeinderat Landesrechnungsrat Hans Haßfurther sowie Architekt K. Rainer beteiligt. Die Verwaltung der Höhlen, die Wegeerhaltung sowie die Ausstattung mit Sitzbänken wurde von der Sektion Pfaffstätten des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins übernommen. (M25)
Die Verwendung von Pechfackeln war verboten, man brauchte Kerzen oder Magnesiumlicht.
„Mit Rücksicht auf die finanzielle Lage der Berg- und Naturfreunde wurde der Eintrittspreis mit 30 Groschen festgesetzt“, hieß es damals im Gebirgsfreund, „Jugendwandergruppen genießen bei Vorweis des Führerausweises die Begünstigung, dass je sechs Teilnehmer mit fünf Eintrittskarten die Höhle besichtigen dürfen“. (K06)
Bis zu 30.000 Besucher in einer Saison sollen die Höhlen besucht haben.
1925 wurde eine elektrische Beleuchtung installiert, die bald danach durch Vandalismus zerstört wurde.
Ab dieser Zeit gab es bis zum Zweiten Weltkriege Führungen mit offensichtlich internationalem Publikum:
„Besuchszeit der Höhlen: 8 bis 20 Uhr täglich Eintrittsgebühr (für beide Höhlen): 30 Groschen Führer: Gasthof Grausam (deutsch, rumänisch, serbisch, bulgarisch, russisch, türkisch) Gasthof zur Einöde“. (M25)
Wie in der Elfenhöhle, tragen einige Felsformationen sehr romantische Namen: „Zerfressene Wand“, „Thronsaal“, „Trümmerhalle“, Riese Einöder" und „Fledermausgang“.
Virtueller Rundgang Einödhöhle: https://youtu.be/3wQ_pk1bH2o
Der Riese Einöder
(neu erzählt nach alten Quellen von Hermann Fuhrmann)
Ansichtskarte aus den 1930er JahrenVor mehr als tausend Jahren, als einst die Awaren in unser Land einfielen und es verwüsteten, flohen die Bewohner der Wachau vor dem Feinde. Unter den Flüchtlingen befand sich auch eine vornehme und wohlhabende Witwe aus Mautern namens Gula mit ihrem unmündigen Sohn. Sie verließ aus Furcht vor den heranrückenden feindlichen Scharen ihre Burg an der Donau und zog mit dem Kinde in die Wildnis der Berge wo sie in einer Höhle hausten. Der Knabe wuchs zu einem Riesen mit großer Kraft. Da er in der Einöde der Berge aufwuchs, nannten ihn die Leute den Einöder, manche auch Änother. Eines Tages kam die Kunde, daß Karl der Große die Awaren bekriegen wolle und er bereits mit seinen Heerscharen heranrücke. Der tapfere Einöder reihte sich in Karls Kriegsscharen ein und kämpfte mit Kühnheit und großer Kraft gegen den Feind, um seiner Mutter Not zu rächen.
Er durchwatete die tiefsten Flüsse und zog dabei sein Pferd hinter sich. Er spießte sieben Feinde auf einmal gleich Fröschen auf seine Lanze und trug sie in einer Hand vom Kampfplatz, während er mit der anderen sein Schwert führte und ganze Rotten von Feinden niederstreckte. Er war so stark, dass er mit seiner Kraft ein ganzes Heer ersetzte. Deshalb erhielt er den Ehrennahmen „Einheer“. Bald verbreitete sich die Kunde von seinen Waffentaten und die Awaren flohen entsetzt, wo immer sie ihn im Kampf erblickten.
Seine Mutter war indessen in der fernen Gebirgshöhle gestorben, wohin sie einst mit ihrem Kinde und reichen Schätzen geflohen war. Diese Kostbarkeiten liegen bis heute im sicheren Versteck und kein Mensch konnte sie bisher finden. Nach seinem Tode wurde der Riese Einöder in den Anninger entrückt. Er wohnt bis heute tief drinnen in der Einödhöhle und gilt im Volk als der mächtigste Hüter des Landes gegen die Einfälle feindlicher Heere aus dem Osten.
Sagen über einen Riesen Einöder findet man auch in der Wachau, im Waldviertel und im Ötschergebiet. Sie lassen sich möglicherweise auf die Sage vom Riesen Einheer aus dem Schwabenland zurückführen. Der kämpfte im Heer von Karl dem Großen abwechselnd gegen Hunnen, Awaren, Ungarn und Wenden. Auf die Frage, wie es ihm im Krieg ergangen sei, soll er gesagt haben: „Was soll ich viel von diesen Fröschlein sagen! Ich trug ihrer sieben oder acht am Spieß über die Achsel, weiß nicht, was sie quaken, ist der Mühe nicht wert, dass der Kaiser so viel Volks wider solche Kröten und Würmlein zusammenbracht, ich wollt’s viel leichter zuwegen gebracht haben!“
Eine Felsformation in der Pfaffstättner Einödhöhle zeigt angeblich das Gesicht des versteinerten Riesen. Das Bild stammt von einer Ansichtskarte aus den 1930er Jahren. Wer findet den Riesen heute noch?
Quellen:
- Franz Kissling: „Frau Saga“ Nacherzählung R. Riedel
- Mally: „Niederösterreichische Sagen“, 1926, zit. in „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ 2. Abt. NÖ, Band 4, herausgegeben von Erzherzog Rudolf, Wien 1888
- Plöckingert: „Sagen der Wachau“
- Alfred Walk: „Heimatkunde Rodaun“
- Günther Schützl: „Kultur auf Schritt und Tritt“, Verlag Kral
- Jacob und Wilhelm Grimm :“Deutsche Sagen“, Kassel 1816-18
- Heimatmuseum Pfaffstätten
Elfenhöhle Kat. Nr. 1914/7
- im 19.Jhdt. durch Sandgewinnung stark verändert
- 1950 Deckeneinsturz
- 22.4.1925 als Schauhöhle eröffnet, siehe Einödhöhle (Fledermaushöhle)
- Einige Felsformationen tragen wie in der Einödhöhle romantische Namen wie „Schneespitze“, „Schneewittchens Grab“, „Kapelle“, „Kulissenwand“
- Die Veränderungen der Elfenhöhle in jüngster Zeit sind gut dokumentiert (SZ96).
Die Fotoreihe dokumentiert die starken Veränderungen der Elfenhöhle in weniger als einem Jahrhundert:



Franzosenhöhle (Scheiberloch, Knochenloch) Kat. Nr. 1914/29
- Die Höhle wird beschrieben als: ca. 13m lang, einige Meter breit, endet in unschliefbarer Spalte, derzeit nicht zugänglich
- früher als Lagerraum des daneben liegenden Wirtshauses verwendet
- 1620 als Knochenlochhöhle urkundlich erwähnt (MS85)
- 1700 und 1799 sollen hier viele Knochen gefunden worden sein (MS85)
- auch von Steinartefakten wird berichtet, dh. möglicherweise Bewohnung in prähistorischer Zeit
- Bericht über einen Bewohner nahmens Schreiber, nach dem die Höhle auch als „Schreiberloch“ benannt wurde (H82)
Der Überlieferung nach sollen Pfaffstättner Weinhauer während der französischen Besatzungszeit Soldaten erschlagen und in diese Höhle geworfen haben. (H82)
In einer anderen Quelle wird diese Geschichte auf das „Elferloch“ bezogen:
„Die Französenhöhle in einem Felswandel des Gaisrückens (479 m), eines Ausläufers des Anninges gegen das Einödtal mit einer sehr hübsch gelegenen, einer gotischen Tür gleichender Mündung ist von geringer Ausdehnung; sie führt ihren Namen daher, weil zur Zeit der französischen Invasion der Bindermeister Dehny mit mehreren Hauern von Pfaffstätten angeblich dort eine Schar französischer Soldaten niedergeschossen hat und die Leichen in die Höhlenmündung warf.“ (M31)
Virtueller Rundgang Franzosenhöhle: https://youtu.be/FWjQqHIV10c
Beispiel eines neolithischen Fundes am nahegelegenen Hühnerberg:

Große Einödhöhle Kat. Nr. 1914/5
- nahe dem ehemaligen Einödwirtshaus, am Beginn des Großen Kientals, damals als Lagerraum genutzt
- Es wird von Funden aus der Jungsteinzeit berichtet (C94)
- 1885 stürzte die Höhle zum Teil ein,
- 1888 wegen Einsturzgefahr gesprengt, das Material diente auch zum Bau der Wiener Hochquellwasserleitung (MS82, M25)
- Nach mündlicher Überlieferung konnte ein zweispänniger Wagen bequem in die Höhle fahren (M31)
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein Gemälde von der Großen Einödhöhle angefertigt,
von dem um 1930 dieses Foto gemacht wurde (Heimatmuseum)
Weitere Höhlen
Dachsloch Kat. Nr. 1914/3: https://youtu.be/yVXCaOEsI9s
Stolhöhlen Kat. Nr. 1914/22a,b,c: kleinere, ein paar Meter tiefe Höhlen unterhalb der Elfenhöhle
Elferloch Kat. Nr. 1914/26: 4m lang, 2m breit (M), in einem Felsblock am Gaisrücken südlich des Großen Haselgrabens, das „Elferloch“ liegt streng genommen nicht mehr auf Pfaffstättner Gemeindegrund, wird in der Literatur aber oft im Zusammenhang mit den Höhlen in der Einöde genannt.
Fuchsloch: darüber ist uns nichts bekannt
Undokumentierte Höhle mit Kamin: https://youtu.be/DQ1FR2pOREo
Hier handelt es sich möglicherweise um die Stolhöhlen.
Beiträge: H. Fuhrmann
Quellen: siehe unter "Fledermausweg" im Unterpunkt "Die Höhlen Pfaffstätten".